Fahrgäste der 2. Klasse scheinen mitunter recht erfinderisch zu sein, wenn es um die Inanspruchnahme von besonderen Leistungen geht, die ihnen nicht zustehen.
Insbesondere dann, wenn die Klasse “2” auf ihrem Fahrschein in absonderlicher Weise zur Klasse “1” mutiert.
Was ist der Grund?
Seit einiger Zeit fahren ICE’s mit roten Fußbodenbannern im Bereich der 1. Klasse durch die Gegend, die auf eben diese hinweist. Damit soll jenen Fahrgästen der 2. Klasse in einer optisch ansprechenden Weise signalisiert werden, dass sie sich momentan in der 1. Klasse aufhalten.
Jene Fahrgäste der 2. Klasse, wohlgemerkt nicht alle, sind es nämlich, die in der 1. Klasse des Zuges einsteigen, sich eine Tageszeitung, wie die Bild oder die Welt greifen und zur 2. Klasse durchgehen.
Diese Leute, die eben noch in der Lage waren, den grün leuchtenden Türknopf zu bedienen, schalten plötzlich im Bruchteil von Sekunden Ihr Hirn aus und nehmen sich eine Zeitung, die sie normalerweise im Zeitungsladen bezahlen müssten.
Warum bezahlen, wenn man sie im Zug einfach kostenlos mitnehmen kann.
Und so sind die Fahrgäste der 1. Klasse die Gelackmeierten, wenn die Zeitungen weg sind, bevor sie sie überhaupt zu Gesicht bekommen.
Das diese Zeitungen einen Service der Bahn an die ohnehin schon mehr zahlende Kundschaft darstellt, scheint diese Leute überhaupt nicht zu interessieren.
Da nützt es auch nicht, wenn man sie als Lokführer daraufhin anspricht. Im Gegenteil, man wird noch blöd angemacht.
Unrechtsbewusstsein Fehlanzeige.
Ich nenne es schlicht: Leistungserschleichung.
Die Folge davon, dürfen wir nun jeden Tag auf dem Fußboden der 1. Klasse bewundern.
Du meinst wohl eher darauf sitzen, wenn mal wieder die 1. Klasse überfüllt ist (Tipp: Montags bis Freitags täglich 17:10 ab Frankfurt Hbf nach Dortmund ist für die Sitzprobe geeignet!).
Der Versuch Fahrscheine der 1. Klasse grundsätzlich nur in Verbindung mit einer Reservierung zu verkaufen scheiterte kläglich.
Eine überfüllte 1. Klasse kommt nur dadurch zustande, dass mehr Fahrscheine verkauft werden, als Sitzplätze zu Verfügung stehen.
Einziger Ausweg: Anzahl verkaufter Fahrscheine = Sitzplätze
Dann gibt es das Theater nicht mehr. Kurzentschlossene haben dann allerdings die Arschkarte.
Klingt ja, als seist Du Lokführer. Als Steppke hatte ich unbedingt Ähnliches vor (oder Taucher!) – leider nicht geklappt.
@Bjoern
Das hast Du richtig erkannt. Ich habe meinen Kindheitstraum wahrgemacht. Deshalb kenne ich mich mit dem täglichen Chaos der Bahn bestens aus.