Heute war ich beim Archaeological Survey of India und besuchte die dortigen Bibliothek.
Ich wälzte jede Menge Bücher, speziell die South Indian Inscriptions waren für mich von Interesse.
Nach der üblichen Registration und einem entsprechend ausgefüllten Formular stand dem Lesen nichts mehr im Wege.
Die Mitarbeiter waren sehr freundlich und zeigten mir das Regal mit den entsprechenden Büchern.
Diese Bücher erschienen in sogenannten Volumes und einige von ihnen sind in mehrere Teile gegliedert. So gibt es vom Volume II einen Part I, II, III, IV und V.
In diesen Büchern befinden sich Aufzeichnungen zu Inschriften an verschiedensten Tempeln. Diese erläutern und übersetzen detailliert die vorgefundenen Inschriften.
Im oben genannten Beispiel des Volume II die kompletten Inschriften des Rajarajesvara Temple in Thanjavur, der heute Brihadisvara Temple genannt wird.
Dabei muss man sich die Vorgehensweise der Archäologen vergegenwärtigen. Vor, während und nach Ausgrabungen werden Berichte erstellt, die diese Arbeiten dokumentieren.
In diesen Berichten oder Reports beschreiben die Archäologen ihre Ausgrabungen, vermessen das Grabungsareal, fertigen Skizzen und Zeichnungen an, erfassen Fundstücke wie Münzen, Kupferplatten, Steinfiguren oder eben auch Inschriften, um nur einiges zu nennen.
Fundstücke werden katalogisiert und durchnummeriert.
Die Archäologie hat sich natürlich im Laufe der Jahre weiterentwickelt und so ergänzen heute weitere Informationen diese Berichte, z.B. GPS-Koordinaten, Lidar-Daten und vieles andere mehr.
Das ASI wurde 1861 von Alexander Cunningham gegründet und er war der erste Director-General. Er brachte 1871 den ersten Annual Report heraus, der die Ausgrabungen der Jahre 1862 bis 1865 dokumentieren.
Basierend auf diesen fortlaufend herausgebrachten Berichten, können nun bspw. Epigraphiker sich diese Inschriften vornehmen, sie übersetzen und deren Bedeutung im Kontext der Geschichte erläutern.
Sie werden dann in verschiedenen Publikationen als Serie fortlaufend veröffentlicht, so z. B. in der South Indian Inscriptions, Epigraphia Indica usw.
Wissenschaftler können nun basierend auf diesen veröffentlichen Daten ihre eigenen Abhandlungen schreiben und entsprechend den wissenschaftlichen Standards daraus zitieren.
Sie können diese auch bezüglich Personen durchsuchen und so deren Existenz nachweisen. An dieser Stelle hake ich nun ein, wenn ich über die Kings und Queens der Chola schreibe.
Mitunter gehen aus diesen Aufzeichnungen auch das Jahr der Regentschaft hervor, so dass auch ein ungefähres zeitliches Einorden möglich ist.
Während ich mich mit diesen Büchern beschäftigte, kam ich mit einer Epigraphikerin ins Gespräch.
Sie meinte, dass ich mich gleich an die ganz großen Brocken heranwage, aber zum Verständnis der Bücher entsprechendes Hintergrundwissen unabdingbar wäre, um sie zu verstehen.
Sie erklärte mir viele Angaben, die mir zuvor unverständlich blieben und so kann ich ihr nur zustimmen, ich brauche mehr Grundlagenwissen.
Die Verantwortlichen waren schon ziemlich erstaunt, dass ich als absoluter Laie mich so intensiv mit der Geschichte der Chola-Dynastie auseinandersetze.
Eines muss man den Chola lassen, sie waren sehr gut in der Verwaltung, was übrigens bei einem großen Königreich von enormer Wichtigkeit ist, und so gibt es zahlreiche Aufzeichnungen von ihnen, sei es in Stein gemeißelt, in Kupferplatten graviert oder auf Palmblättern geschrieben.
Das Positive an der Sache ist, dass mir diese Bibliothek nun jederzeit zur Verfügung steht, sollte ich wieder nach Delhi kommen.
Etwa gut drei Stunden verbrachte ich dort und anschließend fuhr ich zum Connaught Place Mittag essen.
Zuvor kaufte ich mir neue Schuhe, da sich die Sohle der in Jodhpur gekauften Schuhe aufgrund mangelhafter Qualität bereits in Wohlgefallen auflöst.
Diese Schuhe werden eher den Mülleimer denn Frankfurt sehen.
Morgen werde ich nochmals zum National Museum fahren und beim Office bzw. der Kuratorin der Bronzegalerie nachfragen, ob die Möglichkeit besteht, die fehlende Bronzefigur zu fotografieren.
Diese befindet sich aktuell beim Konservator.
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