Als im März diesen Jahres die Coronapandemie Deutschland erreichte, sagte mir meine Mutter (81), gelernte Säuglings- und Kinderkrankenschwester, folgenden Satz:

Das wichtigste in einer Pandemie ist die strikte Isolation der Infizierten.

An diesen einem Satz mache ich den gesamten Maßnahmenkatalog und die nachfolgenden Handlungen unserer Bundesregierung fest. Ebenso das Verhalten der Menschen in unserem Land die empfohlenen Schutzmaßnahmen umzusetzen, auch wenn es bedeutet, in unserer Freiheit vorübergehend eingeschränkt zu sein.

Diese Pandemie ist inzwischen zu einem Gradmesser geworden, wie wir als Gesellschaft mit extremen Ereignissen umzugehen verstehen.

Mein Fazit: es sieht nicht gut aus.

Selbst wenn zu Beginn nur wenige Informationen zum Virus verfügbar waren, hätte die Bundesregierung sofort sämtliche Entscheidungsbefugnisse beim Bund bündeln müssen, d.h. der Bundesgesundheitsminister trifft mit beratenden Virologen und Medizinern Entscheidungen über Maßnahmen und Handlungsabläufen, ordnet diese an und die Ministerpräsidenten der Länder setzen sie um.

Den Ministerpräsidenten werden Vorschlagsrechte ermöglicht, die auf Bundesebene analysiert, bewertet und dann in die getroffenen Entscheidungen mit einließen können.

Stattdessen frickelt jedes Bundesland an seinen eigenen Maßnahmen rum, so dass ein uneinheitlicher kaum zu durchschauender Flickenteppich entsteht.

Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hätte von Anfang an eine Null-Corona-Strategie ausrufen und umsetzen müssen, welches beinhaltet hätte, die deutsche Grenze zu schließen, Einreisesperren zu verhängen und sämtliche erteilte Visa zur Einreise nach Deutschland zu annullieren, so wie es Indien bereits Ende März durchführte.

Reiserückkehrer bzw. die durch die Bundesregierung zurückgeholten Urlauber hätten sofort nach Ankunft in eine 14-tägige Quarantäne verbracht werden müssen. Dazu hätten an den Flughäfen Hotels genutzt werden können, notfalls auch auf Anordnung.

Im weiteren Verlauf hätte ein konsequentes Umsetzen der Infektionsschutzmaßnahmen und dessen Einhalten, Mund-Nase-Schutz und Abstand (AHAL-Regeln), durchgeführt werden müssen.

Verstöße hätten sofort mittels Geldbußen geahndet werden müssen, aber wir alle wissen wie nachlässig diese Kontrollen gehandhabt werden und damit diese Maßnahmen somit unterlaufen werden.

Uns tanzen unaufgeklärte und ignorante Coronaleugner, Verschwörungsheinis und querdenkende Hohlbirnen auf der Nase rum, denen ihre angebliche “Freiheit” wichtiger zu sein scheint, als die Gesundheit hochbetagter Risikogruppen. Alte Menschen werden in diesen Kreisen als entbehrlich angesehen.

Die Entmenschlichung in diesen Kreisen ist grenzenlos.

Wenn in dieser Zeit das Niveau derart tief sinkt, dass sich darüber gestritten wird, ob Menschen an oder mit Covid-19 sterben, dann scheint unsere Gesellschaft offenbar so degeneriert zu sein, dass ich mir wünschte nicht Teil davon zu sein.

Nein ich will kein Teil einer Gesellschaft sein, wo eine Minderheit willentlich und wissentlich den Tod einer Mehrheit billigend in Kauf nimmt. Dieser postfaktische Egoismus frisst sich wie ein Gift in unsere Gesellschaft und gefährdet den Zusammenhalt. Sowas muss auch juristische Konsequenzen nach sich ziehen.

Wenn Bildungsminister wissenschaftliche Fakten ignorieren und weiterhin auf Präsenzunterricht in Schulen bestehen, obwohl sie Pandemietreiber sind, dann muss das auch politische Konsequenzen nach sich ziehen.

Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten sich eine unwissenschaftliche Welt zurecht zu schwurbeln.

Wir schlittern von einem Lockdown in den nächsten und stellen fest, dass die Infektionszahlen explodieren. Zur Weihnachtszeit werden Lockerungen gemacht, wohlwissend, dass uns nach Jahreswechsel die Infektionszahlen eines besseren belehren werden.

Diese geballte Inkompetenz offenbart aber noch ein anderes Problem, nämlich das uns das inzwischen kaputtgesparte Gesundheits- und Bildungssysten mit einem Knall so richtig um die Ohren fliegt.

Wenn wir nicht langsam unser Gesellschaftssystem von Grund auf transformieren, dann sehe ich schwarz, dass wir in der Lage sein werden, die Klimakrise als nächstes gesamtgesellschaftliches Großereignis meistern zu können.

Dagegen wird uns die Coronapandemie wie ein Kindergeburtstag vorkommen. Am Ende könnte uns der Zusammenbruch unserer Zivilisation bevorstehen.

Na dann gute Nacht!