Ich muss nicht immer Urlaub im Ausland machen, Deutschland hat auch schöne Ecken. Diesbezüglich zog es mich nach gut 18 Jahren wieder in meine alte Heimat Mecklenburg zurück, genauer gesagt nach Neubrandenburg.
Meine fotografischen Eindrücke der einwöchigen Reise möchte ich Euch nicht vorenthalten.
Neubrandenburg, gegründet am 4. Januar 1248 per Stiftungsbrief von Markgraf Johann I. von Brandenburg durch Herbord von Raven, hat eine fast vollständig erhaltene Stadtmauer mit vier Stadttoren und 25 Wiekhäusern (ursprünglich 52-56), wenn man von den Durchbrüchen für den Straßenverkehr absieht. Vermutlich entstand sie um 1300.
Die Stadttore mit ihren Vortoren wurden im 14. Jahrhundert errichtet. Die einzige Ausnahme bildet das Neue Tor, welches seit 1852 über kein Vortor mehr verfügt (wegen Baufälligkeit abgerissen) und erst in der 2. Hälfte des 15. Jahrhundert erbaut wurde.
Erdwälle und Gräben vervollständigen diese Wehranlage.
Am Stargarder Tor sowie dem Neue Tor sind an der Stadtseite Terrakottafiguren, sogenannte Adorantinnen (Anbetende) zu finden.
Das Friedländer Tor wurde als Torburg konzipiert. Erhalten geblieben ist auch der Zingel, der der Doppeltoranlage vorgelagert ist.
Das Treptower Tor ist mit 31,8 m das höchste der vier Tore. Es beherbergt den Teil Ur- und Frühgeschichte des Regionalmuseums.
Zur Befestigung gehört schließlich noch der sogenannte Mönchturm nahe der Johanneskirche. Er wurde im 15. Jh. als runder Backsteinbau errichtet, der mit einem Zinnenkranz umgeben ist. Der Helm wurde erst im 19. Jh. aufgesetzt.
Ein weiteres Bauwerk der Backsteingotik ist die Kirche St. Marien, deren Feldsteinfundamente bis in das Jahr 1270 zurückreichen. Der Hauptaltar wurde 1298 durch den Bischof von Havelberg geweiht. Nach mehreren Bränden wiederaufgebaut, brannte sie am 29. April 1945 bis auf die vier Außenwände und die Turmmauern vollständig aus.
Vom knapp 90 m hohen Kirchturm kann der Besucher über die Stadt und ihrer Umgebung blicken.
1996 entschieden sich die Neubrandenburger Stadtvertreter für einen Entwurf des finnischen Architekten Pekka Salminen, die Kirche zu einem Konzertsaal auszubauen. Hier trifft Backstein auf Stahl, Glas und Beton und macht diesen Konzertsaal zu einem akustischen Erlebnis. Die Konzertkirche wurde am 13. Juli 2001 mit einem Eröffnungskonzert eingeweiht.
Das vorgeblendete, freistehende Maßwerk des Ostgiebels wurde zwischen 1292 und 1297 errichtet und besteht aus filigranen Wimpergen und Fialen.
Das Franziskanerkloster aus dem 13. Jahrhundert beherbergt seit 2013 das Regionalmuseum, das eine Dauerausstellung zur Stadt- und Regionalgeschichte zeigt.
Weitere Zeugnisse der Backsteingotik sind in der Dauerausstellung im Turm der Konzertkirche zu finden und kann mit dem Aufstieg zur Turmplattform verbunden werden.
Darüberhinaus zeigt das Museum wechselnde Sonderausstellungen. Zum Zeitpunkt meines Besuches wurde abends die Sonderausstellung Die schweren Nachkriegsjahre: Neubrandenburg – Nevers eröffnet.
An diesem Abend war der Oberbürgermeister von Neubrandenburg Silvio Witt (parteilos), der Bürgermeister der Partnerstadt Nevers Denis Thuriot und weitere Gäste anwesend.
Die zwischen 1236 und 1270 errichtete Höhenburg Stargard war die Pfalz der askanischen Markgrafen von Brandenburg.
Im Jahr 1347 kam Stargard als Reichslehen an Mecklenburg; die Burg war von 1352 bis 1471 Residenz der Herzöge von Mecklenburg-Stargard und 1631 Hauptquartier des kaiserlichen Feldherrn Tilly.
Seit 1999 gibt es hier ein Museum sowie einen Gasthof und ein Standesamt.
Eine weitere Sehenswürdigkeit sind die Ivenacker Eichen im Dorf Ivenack. Ihr Alter bewegt sich zwischen 600 und 1.000 Jahren.
Die auf dem Foto gezeigte Stieleiche hat ein vermutetes Alter von ca. 1.000 Jahren, eine Höhe von 35,5 m sowie einen Stammumfang von 10,96 m. Der Stammdurchmesser beträgt 3,49 m.
In Friedland/Meckl., etwa 24 Kilometer von Neubrandenburg entfernt, befindet sich eine der ältesten Schulen Mecklenburgs. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 1337, grundlegend rekonstruiert 1997.
Danach fuhr ich nach Ankershagen und besuchte das Heinrich-Schliemann-Museum. Es wurde im Jahre 1980 im ehemaligen Elternhaus des bekannten Archäologen eingerichtet, einem Pfarrhaus aus dem 18. Jahrhundert.
Im Heinrich-Schliemann-Museum kann sich der Besucher über das Leben Heinrich Schliemanns informieren, der als 25-jähriger 1847 sein eigenes Handelshaus in St. Petersburg und 1850 eine Goldgräberbank in Sacramento eröffnete.
Als Lieferant der zaristischen Armee im Krimkrieg gegen die Türkei, England und Frankreich erwirbt Schliemann enormes Vermögen, so dass er nach dem Studium an der Sorbonne in Paris und Studienreisen ab 1870 seiner Leidenschaft nachgehen kann Troja auszugraben.
In einer Dauerausstellung werden die Verdienste Schliemanns als Ausgräber Trojas und Wiederentdecker der mykenischen Kultur gewürdigt.
Abschließend sah ich mir die vermutlich um 1220 errichtete Burg Penzlin an, die ich schon in meiner Schulzeit besuchte.
Im Hexenmuseum kann sich der Besucher über ein dunkles Kapitel der Geschichte informieren, den frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen im norddeutschen Raum.
Des weiteren werden verschiedene Exponate zu den Themen Magie und Hexenverfolgung gezeigt.
Im Keller befindet sich das einzige frühneuzeitliche “Hexen”-Verlies Europas, welches exakt nach den Regeln des Hexenhammers erbaut wurde.
Neuen Forschungen zufolge lassen sich etwa 4.000 Hexenprozesse gegen mindestens 3.700 Personen zwischen dem ersten belegbaren Prozess 1336 und der letzten bekannten Anklage 1777 nachweisen.
Einer der bekanntesten in Penzlin geführte Hexenprozess, der auch überregionale Bedeutung erlangte, war der um Benigna Schultzen, da er zu den längsten der Hexenverfolgung gehört.
Ihr Inquisitions- und Revisionsprozess erstreckte sich über 12 Jahre von 1699 bis 1711 in dessen Folge sie freigelassen und des Landes verwiesen wurde.
Ansonsten kann ich Euch einen Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern nur ans Herz legen.
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