Ich fahre.
Jemand geht in das Gleis,
Schnellbremsung, Achtungspfiff, ohne nachzudenken.
Im Bruchteil von Sekunden schießt Adrenalin ins Blut,
sein Gesicht brennt sich unauslöschlich in mein Hirn.
Ein dumpfer Schlag.
Etwas fliegt über die Lok,
ich schaue weg.
Die Tachonadel festgeschweißt bei 160.
Telefoniere mit dem Fahrdienstleiter: “Personenunfall”,
meine Gedanken sind weit weg.
Stecke gesperrt.
Zug steht,
Leere.
Erst jetzt merke ich, wie ich am ganzen Körper zittere.
Suche nach dem Warum?
Verdrängen, nichts an mich ranlassen.
Zugchef fragt, ob es mir gut ginge?
Knappe Antwort: “NEIN!”
Staatsanwalt, Bundespolizei.
Wieder Fragen, so viele Fragen.
Zum Hausarzt, der kennt meinen Job,
werde bevorzugt behandelt.
Krankschreibung.
Die Nächte sind grauenvoll,
wache schweißgebadet aus Alpträumen auf.
Nach einer Woche wird es besser,
ich kann durchschlafen.
Rede mit meiner Familie und Freunden,
das macht es erträglicher.
Ich weiß, dass das irgendwann kommen musste,
aber darauf kann Dich keiner vorbereiten, wenn es passiert.
Gespräch mit den Psychologen,
höre von PTBS.
Begleitfahrt.
Gleiche Strecke, am Ereignisort vorbei.
Bekomme Herzrasen, feuchte Hände.
Scheinbare Normalität und doch hat sich alles verändert.
Als Waffe missbraucht und am Ende das Opfer.
#megabearhug
Ich bin sehr traurig, dass Dir das immer wieder passiert. :( Fühl Dich bitte ganz doll geknuddelt.
Danke. Leider ist es eine traurige Gewissheit, dass jeder Lokführer statistisch gesehen zweimal in seinem Berufsleben damit konfrontiert wird.
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Es tut mir Leid, dass sowas überhaupt passiert. Dass Menschen in scheinbar ausweglosen Situationen andere in Gefahr bringen. Auch wenn sie in diesen Momenten nicht an Folgen denken können.