Heute schlief ich aus und stand um acht Uhr auf.

Ich besuchte das Aina Mahal, welches beim schweren Erbeben im Januar 2001 erheblich zerstört wurde und wieder restauriert wurde.

Aina Mahal, erbaut: um 1750

Aina Mahal, erbaut: um 1750

Dieser Palast wurde von Rao Lakhpatji um 1750 errichtet und gliedert sich in mehrere Räume, im ersten Geschoss sind das Hira Mahal, das königliches Schlafgemach, und das Fuvara Mahal, die Vergnügungshalle, zu finden.

Die Räume sind mit Spiegelglas, Malereien und Stoffen verziert.

Aaina Mahal (Innenansicht)

Aaina Mahal (Innenansicht)

Die Tür zur zweiten Etage war geschlossen. Diese Holztür, die mit Elfenbeinintarsien verziert ist, zeigt wieder ein unglaubliches handwerkliches Geschick seines Meisters.

Die Geduld, das Geschick und die Präzision aus dem Holz die filigranen Konturen herauszuarbeiten, um dann die Elfenbeinintarsien passgenau einzufügen, hat mich in Stauen versetzt.

Holztür mit Elfenbeinintarsien

Holztür mit Elfenbeinintarsien

Anschließend besuchte ich das 1865 von Rao Pragmalji II. errichtete Prag Mahal.

Prag Mahal, erbaut: 1865

Prag Mahal, erbaut: 1865

Dieses Gebäude wurde von Colonel Henry St. Clair Wilkins in einem Stil entworfen, was hier als italienische Gotik bezeichnet wird, aber eher eine romanische Architektur im Stil des Indo-Sarazenischen Revival sein dürfte.

Auch an diesem Gebäude sind die Schäden des Erdbebens erkennbar.

Hier befindet sich die Durba Hall, ein sehr hoher Empfangssaal für festliche Anlässe.

Durba Hall

Durba Hall

Mit dem Scooter fuhr ich danach zum Smritivan Earthquake Memorial and Museum.

Smritivan Earthquake Memorial and Museum

Smritivan Earthquake Memorial and Museum

Wie bereits oben erwähnt, ereignete sich am 26. Januar 2001, um 8:46 Uhr, das schwerste Erdbeben in der Geschichte dieses Bundesstaates, dessen Magnitude mit M 7.6 angegeben wird, was etwa die Sprengkraft von 200 Hiroshimabomben entspricht.

Das Beben war bis ins gut 2.300 Kilometer entfernte Kolkata zu spüren.

Es forderte in der Region Kutch ca. 18.000 Menschenleben, insgesamt starben in Gujarat mehr als etwa 20.000 Menschen.

Aufgrund der Plattentektonik, die Eurasische Platte drückt etwa 300 bis 400 Kilometer von Gujarat entfernt in die Indische Platte, ist insbesondere Gujarat von zahlreichen Gräben und Verwerfungen im Gestein durchzogen.

Gräben und Verwerfungen in Gujarat

Gräben und Verwerfungen in Gujarat

Monitore zeigen in Echtzeit die seismischen Aktivitäten der Region.

Das Museum widmet sich in sieben Kategorien folgenden Themengebieten:

  1. Rebirth: Evolution der Erde
  2. Rediscover: Topografie und Naturkatastrophenrisiko von Gujarat
  3. Restore: nach dem Erdbeben von 2001 mit Galerien, die die Hilfsarbeiten zeigen
  4. Rebuild: Wiederaufbauarbeiten nach dem Erdbeben von 2001
  5. Rethink: Arten von und Vorbereitung auf verschiedene Katastrophen
  6. Relive: 5D-Erdbebensimulator
  7. Renew: Gedenkstätte für die Opfer des Erdbebens von 2001

Es erklärt nicht nur die Thematik der Plattentektonik als Ursache von Beben, sondern auch wie dieses Gebiet besiedelt wurde. Es liefert anschaulich eine Risikoeinschätzung mit gefährdeten Gebieten.

Das Museum stellt in zutreffender Weise den Zusammenhalt der Menschen dieser Region heraus, die angesichts dieser Tragödie nicht resignierten und sich gegenseitig halfen.

Skulpture

Skulpture

Tonmitschnitte, von zuständigen Verantwortlichen aus dem Katastrophengebiet, vermitteln ein bedrückendes Gefühl. Das im Februar 2001 eingerichtete Gujarat State Disaster Management Authority (GSDMA) koordinierte die Hilfs- und Rettungsmaßnahmen.

Das richtige Verhalten bei einem Beben wird ebenso zur Sprache gebracht, wie das erdbebensichere Bauen. Ein Raum widmet sich den Opfern dieses Bebens, zu sehen ist dort eine Lichtinstallation.

Ein Park mit über 13.000 Bäumen befindet sich auch auf dem Areal.

Lichtinstallation für die Opfer des Erdbebens

Lichtinstallation für die Opfer des Erdbebens

Das Museum und Memorial wurde am 28. August 2022 vom Premierminister Narendra Modi eingeweiht.

Das das Regional Science Centre Bhuj nicht weit entfernt ist, besuchte ich auch dieses. Es gilt zu beachten, dass das Ticket ausschließlich digital bezahlt werden kann.

Regional Science Centre Bhuj

Regional Science Centre Bhuj

Dieses architektonisch durchaus interessante Museum gliedert sich in sechs Themengebiete: der maritimen Navigation, dem Gewinnen von Energie, der Nanotechnologie, der Botanik hier Bonsai, den Preisträgern der Fields Medaille sowie der Astronomie und Raumfahrt.

In dem erstgenannten Gebiet werden die Anfänge der Navigation nach den Sternen vorgestellt bis hin zur modernen GPS-Navigation präsentiert.

Beim zweiten Thema werden sowohl fossile und nukleare Formen erklärt, aber auch Wind-, Solar, und die Wasserkraft anschaulich erläutert. Aktuell baut Indien in Gujarat einen 30 GW Solarpark, der 18 Mio. Haushalte mit Strom versorgen soll.

Der Bhadla Solar Park in Rajasthan wird, sobald er 2030 fertiggestellt ist, über eine Kapazität von 500 GW Leistung verfügen.

Der Bereich Nanotechnologie befasst sich u.a. mit Oberflächenbeschichtungen, die auch in der Medizin angewendet werden können.

Eine Sammlung von Bonsaibäumen, die sowohl innerhalb und außerhalb zu sehen sind, erreichen ein Alter von teils über hundert Jahren.

Der Bereich Fields Medaille widmet sich den Preisträgern, die bedeutendes auf dem Gebiet der Mathematik leisteten bzw. leisten. Hier war auch ein Bild vom gebürtigen Dresdner und jetzt in Bonn forschenden Peter Scholze zu sehen.

Auch indische Gewinner sind vertreten.

In der Abteilung Astronomie und Raumfahrt erfährt der interessierte Besucher mehr über das Entstehen unseres Universums und Sonnensystems.

Modelle indischer Satelliten

Modelle indischer Satelliten

Natürlich durften die indischen Astronauten nicht fehlen. Rakesh Sharma flog mit dem russischen Interkosmosprogramm, am 3. April 1984 ins All, und war der erste indische Astronaut.

Der Backupman war Ravish Malhotra, der zwar nie ins Weltall flog, aber nicht unerwähnt bleiben soll.

Mit Kalpana Chawla flog die erste indo-amerikanische Astronautin ins Weltall. Ihr erster Flug war 1997 und bei ihrem zweiten Flug 2003 mit der Columbia verlor sie bei dem Unglück ihr Leben.

Last but not least, die zweite indo-amerikanische Astronautin ist Summita Williams, die in verschiedenen Missionen mehrfach ins All flog.

Sie löste übrigens mit dem STS-116-Flug 2006 den deutschen Astronauten Thomas Reiter ab. Mit 194 Tagen und 18 Stunden ist sie die Astronautin mit dem längsten Weltraumaufenthalt.

Modell der International Space Station

Modell der International Space Station

Ein abschließender Blick durch das Teleskop in Richtung Sonne, machten diesen Besuch zu einem Erlebnis.

Sonne mit Sonnenflecken

Sonne mit Sonnenflecken

Danach gab ich den Scooter ab und machte für morgen einen Fahrer klar, der mich nochmal nach Dholavira bringt, um das am Freitag geschlossene Museum und seine Artefakte zu besuchen.