quergestreift und großkariert

Sicherheit bleibt auf der Strecke

Wenn mich jemand fragt, wo ich arbeite, bin ich drauf und dran zu sagen: “Im US-Verteidigungsministerium”. Die haben es geschafft, der Welt in Bezug auf das irakische Atomwaffenprogramm jede Menge Lügen aufzutischen.

Dort arbeite ich jedoch nicht, sondern bei der Deutschen Bahn AG.

Diese hat es mit filmreifer Brillianz geschafft, ihre Fahrgäste, ja selbst ihre eigenen Mitarbeiter nicht nur an der Nase herumzuführen, sondern auch in falscher Sicherheit zu wiegen. Und das seit 2004.

Als ich mir den Beitrag “Der ICE: Lebensgefährliche Schwachstellen?” auf monitor.de durchgelesen habe, ist mir klar geworden, mit welcher Unverfrorenheit dieses Unternehmen das Leben der Menschen auf’s Spiel setzt.

Vor einigen Tagen erhielt ich eine Weisung, deren Inhalt jetzt Gegenstand des Beitrags von monitor.de ist. Den genauen Hintergrund derselben erfuhr ich jedoch nicht. Zum Wortlaut dieser Weisung will ich mich nicht äußern, um keine Angriffsfläche für Abmahnung oder Kündigung zu liefern.

Demnach hat die Deutsche Bahn AG seit der Prüfung durch die TU Clausthal im Jahre 2004 das Problem, dass besonders beim Bremsen die Achsen stark belastet würden und zwar so stark, dass die Europäischen Zulassungsnormen erheblich überschritten wurden.

Wie sich jetzt offenbarte, wurden an den Laufachsen von 17 ICE-3-Zügen der Baureihe 406, die vorgeschriebenen europäischen Zulassungsnormen nicht eingehalten.

Für diesen Laufradsatz … wird die Dauerfestigkeit in zwei Querschnitten nicht nachgewiesen.

Um diese Radsätze zu entlasten, schlug die Bahn dem Eisenbahn-Bundesamt vor, die betroffenen Achsen öfter (alle 120.000 Kilometer) per Ultraschall zu prüfen, die Toiletten über den Achsen zu verschließen und die Wassertanks der WC’s nicht mehr zu befüllen. Desweiteren soll die Wirbelstrombremse an dem betroffenen Wagen ausgeschaltet werden.

Kurioserweise wird die Wirbelstrombremse bei den ICE-3-Zügen, die nach Frankreich fahren, wieder eingeschaltet. Ihr bleibt letztlich nichts anderes übrig, will die Deutsche Bahn ihre Frankreich-Zulassung für diese Züge nicht verlieren.

Erst waren es die Klimaanlagen, jetzt sind es die Radsätze und irgendwann bricht uns der Boden unter dem Arsch weg.

Mit dieser grottenschlechten Arbeit und den hausgemachten Pleiten der Bahnführung macht sich das Unternehmen nicht nur unglaubwürdig und vollends zum Gespött in der Branche, er diskreditiert auch die tägliche Arbeit seiner Mitarbeiter. Langsam glaube ich, die Deutsche Bahn solle sich mal lieber auf das heimische Kerngeschäft konzentrieren, als in Stockholm eine U-Bahn zu betreiben.

Dennoch möchte ich hier noch einmal unmissverständlich klarstellen:

Die Deutsche Bahn AG spart sich auf Kosten der Sicherheit an die Börse. Der Börsengang der Bahn hat damit jegliche Daseinsberechtigung verloren.
Ich verlange den sofortigen Rücktritt von Hartmut Mehdorn!

Ich wäre ja fast geneigt zu glauben, dass die Führungsetage der Bahn meinen Blogeintrag “Neue Investitionspolitik der Bahn gelesen hat, um den von mir geschriebenen Schwachsinn tatsächlich in die Praxis umzusetzen. Ich bin mal gespannt wo das noch hinführt.

2 Kommentare

  1. Icon Welt
    tboley

    Als Dauergast in den ICE-Zügen der Deutschen Bahn wird mir beim lesen des Artikels Angst und Bange. Mit der 2er Baureihe ist es überings auch nicht zum besten gestellt. So ist mir ist am Donnerstag aufgefallen, dass es durch eine Außentür Wasser tropft – dabei gab es nur leichten Regen. Die Abteile selber sehen dermaßen versifft aus, dass die Bahn eigentlich den Fahrpreis reduzieren müsste. Die zerschlissenen Nackenkissen sehe als, als ob der Zug irgendwo in einem Dritte Welt Land fahren würde.

  2. Icon Oliver
    Oliver Konow

    Wenn man sich an die Börse spart, reicht das Geld eben nicht mehr für ein Redesign der ICE-2-Züge. Den Fahrgästen solche Züge zuzumuten ist eine Frechheit. Aus Erfahrung weis ich, dass die Reinigung aller Züge schlichtweg eine Katastrophe ist, angesichts der Billigarbeiter bei der Bahnreinigung. Ich kann mich für dieses Unternehmen nur noch schämen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Copyright © by Oliver Konow, 1999 – 2024 • Mit Age-Label gekennzeichnet

Theme von Anders NorénHoch ↑