Heute ist ausschlafen angesagt, ich stehe daher erst um sieben Uhr auf. Eigentlich bin ich schon um halb sieben wach.

Zum Frühstück gibt es Milchtee, Vegetable Omelette und Toast mit Marmelade.

Anschließend werde ich mich beim örtlichen Frisör von meinem Bart trennen. Da die Barthaare ziemlich lang sind, erweist sich diese Prozedur als äußerst unangenehm. Aber vor einer jungen Frisöse will man(n) ja nicht als Weichei dastehen, also Augen zu und durch.

Zudem benötige ich ein neues Notizbuch und einen Stift, für neue Abenteuer versteht sich. Die Chancen ein vernünftiges Notizbuch zu finden stehen in Kathmandu wohl besser.

Taboche (6.542 m)

Taboche (6.542 m)

Ansonsten verbringe ich den Tag Artikel schreibend im Restaurant der Lodge. Nachmittags gehe ich mit Ang zu Hermann Helmet’s Bakery, um Kaffe und Kuchen zu essen. Anschließend gehe ich mit ihm zum Mountain Medicine Center, einer Apotheke, um etwas gegen seine Halsschmerzen zu unternehmen, mit denen er sich seit gut vier Tagen rumschlägt. Für die Medizin gebe ich gerne 500 NPR aus, denn er hat in den vergangenen Tage viel für mich getan.

Zum Abend beglückt die etwa vierjährige Tochter der Lodgebetreiberin die Gäste mit einem Ständchen und ist definitiv der Mittelpunkt der Massen.

Außerdem sitzen hier noch vier Russen, die sich mit Alkohol betrinken. Diese Leute haben einfach keinen Stil, ich mag sie nicht. Dann ist hier noch ein Südkoreaner mit seinem Freizeithut und seiner Brille, der die ganze Zeit über am Tresen an seinem Mobiltelefon Textnachrichten versendet, weil es hier gerade an der Steckdose hängt.

Die zwei Briten lesen heute, statt wie gestern, mit dem lauten geklapper ihrer Würfel, ununterbrochen die Ruhe zu stören. Die drei US-Amerikanerinnen unterhalten sich und fallen nicht weiter auf. Sie studieren ihre Landkarte.

Neben mir steht die Frisösin von heute morgen und schaut gebannt meinen Notizen zu. Sie lächelt hübsch, als ich zu ihr aufblicke.

Die drei Chinesinnen am Tisch gegenüber spielen an ihren Mobiltelefonen, an ihnen geht die Welt spurlos vorüber.

Die Russen sind zurück und unterhalten sich lautstark, verrücken den Tisch, Gläser fallen um und der Schnaps ergießt sich auf den Fußboen. Sie beginnen ein Kartenspiel.

Die drei US-Amerikanerinnen beginnen wie gestern auch ihr Kartenspiel. Ich sah es irgendwie voraus. Die US-Amerikaner sind so berechenbar.

Ang kommt herein und holt die Medizin aus der Tasche. Er öffnet die Flasche, nein, er versucht es. Ich nehme sie ihm aus der Hand, öffne sie und er gießt sich, wie von der Apothekerin verordnet, die rote Flüssigkeit in die Dosierkappe ein.

Die Russen fangen an zu singen, der Alkoholspiegel hat scheinbar das Maximum erreicht. Sie wollen mit den drei US-Amerikanerinnen anbandeln. Ich mag sie noch immer nicht.

Am Ofen sitzen Sherpa und unterhalten sich mit der Tochter. Neben mir sitzt ein junger Mann, schätze an die 25 Jahre, der sich auf seinem Mobiltelefon einen heißen nepalesischen Kinostreifen anschaut und herzhaft dabei lacht. Scheint wirklich ein Reißer zu sein. Ich luge hin und wieder hinüber, ein Film in der Art von Bollywood.

Es ist eine interessante Runde und ich könnte sie noch Stunden beobachten.

Trotzdem wird es Zeit für mich ins Bett zu gehen, denn morgen früh um acht Uhr geht es nach Phakding.